Projekt Chibodia e.V. Motomedix: Medizinische Versorgung an Gesundheitsstationen in den Armenvierteln von Phnom Penh
Die Ein Zehntel Stiftung unterstützte bereits 2016 bis 2018 in Zusammenarbeit mit dem Verein Chibodia e.V. die Versorgung einer Gesundheitsstation in den Armenvierteln von Phnom Penh (Kambodscha). Der Verein Chibodia ´Friends for Children in Cambodia´ e.V. wurde 2006 in Gießen gegründet und unterstützt seitdem in mehreren Projekten viele hundert Kinder in Kambodscha.
Seit 2022 wird das Projekt Motomedix jährlich durch die Ein Zehntel Stiftung nachhaltig unterstützt.
Motomedix
Neben der Bildung ist uns die ärztliche Versorgung von erkrankten Kindern ein großes Anliegen. Deshalb haben wir Krankenstationen in Armenvierteln und in der Nähe von Müllkippen errichtet. Ein mobiler Arzt auf dem Motorrad (sogenannter Motomedix) fährt turnusmäßig zu diesen Stationen, leistet dort erste Hilfe sowie Gesundheitsprävention und stellt bei Bedarf Kontakt zu Kliniken her.
Was sind die Ziele im Projekt Motomedix?
Eine medizinische Grundversorgung ist für viele von uns eine Selbstverständlichkeit. Leider gibt es heutzutage aber immer noch Regionen, in denen dies nicht der Fall ist. In den Armutsvierteln rund um Phnom Penh, Kambodscha, leben viele Familien mit Ihren Kindern unter widrigen Umständen auf Müllkippen und in Slums. Genau dort, wo eine medizinische Versorgung besonders von Nöten ist, wird Chibodia Motomedix tätig. Motomedix versorgt die Slum-Bewohner mit professioneller, ärztlicher Hilfe. Da das Gelände gerade zur Regenzeit schwer passierbar ist, haben die Mitarbeiter geländefähige Motorräder, die es ihnen ermöglichen, auch unwegsames Gelände zu durchqueren.
Die Mission ist es, eine kostenlose medizinische Grundversorgung für Kinder zu bieten, die sonst keinen Zugang dazu hätten. Wir glauben, dass dies ein grundlegendes Menschenrecht ist und kostenlos zur Verfügung stehen sollte. Auch bieten wir für die Slumbewohner regelmäßige Workshops, damit sie lernen, ernsthafte Verletzungen oder Erkrankungen in Zukunft zu vermeiden und Symptome frühzeitig zu erkennen. Somit ist uns auch die Aufklärung und Schulung der Bevölkerung im Sinne einer maximalen Prävention von Krankheiten ein großes Anliegen.
Motomedix ermöglicht die Behandlung von kranken Kindern in Armenvierteln, aber auch von Erwachsenen
- veranlasst bei Bedarf Operationen in Zusammenarbeit mit Fachärzten und Kliniken
- betreibt Aufklärung, Prävention und Schulung der Bevölkerung
- leistet auch medizinische Betreuung der vielen Kinder an der Landschule
An vier Tagen pro Woche sind die Krankenstationen im Wechsel geöffnet. Hier können Erwachsene und Kinder aus den umliegenden Elendsvierteln und Mülldeponien kostenlos in unseren Gesundheits-Stationen untersucht und behandelt werden.
Das Chibodia Motomedix – Team besteht aus einem einheimischen Arzt (Allgemeinmediziner Dr. Prak) und einer kambodschanischen Assistentin. Zusätzlich wird das Team immer wieder einmal unterstützt durch deutsche Volontäre (Ärzte, Pflegekräfte, Rettungsassistenten, Medizinstudenten), die dem kambodschanischen Team mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Maßnahmen des Projektes
Die Ein Zehntel Stiftung unterstützt den Verein Chibodia e.V. um alle unsere medizinischen Leistungen komplett kostenfrei anbieten zu können: Diagnose, invasive und nicht-invasive medizinische Behandlung, Nachsorge und Prävention. Auch das Angebot einer Schwangerschaftsbegleitung inklusive Ultraschall. Bei schweren Fällen oder Operationen, die ambulant nicht durchgeführt werden können, arbeiten die Ärzte mit lokalen Kliniken in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh zusammen und wir finanzieren die Behandlung wenn nötig gemeinsam mit Chibodia.
Jährlich werden rund 2000 Patienten behandelt, die ansonsten keinen Zugang zu einer qualitativ hochwertigen medizinischen Grundversorgung hätten.
100% des Budgets werden für Behandlung und Medizin sowie die Kosten des kambodschanischen Projekt-Personals investiert. Somit gelingt es mit Motomedix ein Maximum an Patienten mit einem optimal verwalteten und eingesetzten Budget zu erreichen. Dieses Ziel haben wir uns auch für die Zukunft gesetzt, denn die Verwaltungskosten des Vereins Chibodia e.V. werden durch dessen aktive Mitglieder (Gründerkreis, aktuelle Akteure) des Vereins gespendet.
Kambodscha hat rund 16,0 Millionen Einwohner. Der Altersdurchschnitt beträgt 24,9 Jahre, die Lebenserwartung beläuft sich auf 69,5 Jahre (2000: 54 Jahre). Nach Schätzungen von UNICEF leben in Kambodscha etwa 670.000 Waisenkinder.
Im Jahr 1975 übernahm Pol Pot mit seinen Roten Khmer die Macht, deportierte die Stadtbevölkerung aufs Land, ermordete systematisch alle Gebildeten und vermeintlichen Feinde des Regimes. Seine als Steinzeitkommunismus bezeichnete Herrschaft verursachte einen Genozid in dem von den ungefähr 8 Millionen fast 2 Millionen Menschen starben, durch Hinrichtungen, Zwangsarbeit und Hunger. Immer noch sind viele Gebiete auf dem Land mit Minen übersät, was jährlich zu einer hohen Anzahl an Toten und Verletzten führt.
Die Roten Khmer setzten das alte Bildungssystem aus, zerstörten Lehrmaterialien systematisch und funktionierten die meisten Schulen zu anderen Zwecken um. Das Bildungssystem sieht sich noch heute vielen Schwierigkeiten gegenüber, darunter einem Mangel an qualifizierten Lehrern und Lehrmaterialien sowie fehlender Arbeitsmoral bzw. fehlendem pädagogischem Ethos aufgrund niedriger Löhne. Dies geht so weit, dass Lehrer von Schülern Geld verlangen, damit diese am Unterricht teilnehmen können, oder dass der Unterricht aufgrund von Nebenbeschäftigungen des Lehrers teilweise ausfällt. Der Schulbesuch in ländlichen Gebieten bleibt begrenzt, da von den Kindern erwartet wird, auf den Feldern zu helfen. Daraus resultieren Qualitätsunterschiede zwischen der Bildung in städtischen und ländlichen Gebieten. Insgesamt bezahlen die Eltern im Vergleich zum Staat sechs Mal so viel für die Ausbildung der Kinder, was dazu führt, dass nicht alle Kinder einer Familie zur Schule gehen können.
Das kambodschanische Gesundheitssystem hat auf weiten Strecken mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie das Bildungssystem. Eine staatliche Krankenversorgung fehlt ebenso wie technische Ausrüstung; die niedrigen Löhne in staatlichen Krankenhäusern geben den Angestellten Anlass zur Korruption, zur Fälschung von Statistiken, um mehr Geld und Medikamente zu erhalten, und zum Verkauf von Medizin auf dem Schwarzmarkt.
Korruption prägt das Land wie kaum ein anderes und durchdringt nahezu jeden Bereich staatlichen Handelns. Kambodscha steht auf Platz 161 (von 180) des Corruption Perceptions Index von Transparency International.
Angesichts der jüngsten Entwicklungen schätzt das Kambodschanische Zentrum für Menschenrechte die demokratische Situation mit den Worten ein: Die kambodschanische Demokratie befindet sich im Abwärtsstrudel. (Quelle: Wikipedia)