Ostindien: Verbesserung der Lebensbedingungen von 800 Kleinbauernfamilien in Westbengalen

Zusammen mit der Karl Kübel Stiftung (KKS) aus Bensheim hatten wir 2014-2017 ein Projekt initiiert (Kofinanzierung durch das BMZ), mit dem wir zur Verbesserung der Lebensbedingungen von 800 Kleinbauernfamilien aus 21 Dörfern in Indien beigetragen haben. Das Projektgebiet ist im ostindischen Bundesstaat West Bengalen, an der Grenze zu Bangladesch. Das Gebiet umfasst 21 Dörfer im Purulia Distrikt.
Mit einem Human Development Index von 0.45 ist die Region eine der unterentwickeltsten in Indien. Armut zeichnet sich großflächig ab und führt häufig zur Mangelernährung, was sich vor allem bei Kindern auf die körperliche Entwicklung auswirkt. Die Kinder- und Müttersterblichkeit ist sehr hoch. In den letzten Jahrzehnten ist infolge verstärkter Klimaveränderungen (unregelmäßige, unvorhersehbare Regenfälle, Rückgang des Grundwasserspiegels und Austrocknen von Wasserquellen, Temperaturanstieg etc.) die Ertragssicherheit stark zurückgegangen. Fehlendes ökologisches Bewusstsein und nicht angepasste Landnutzungsmethoden (Wanderfeldbau und Verwendung von Mineraldünger und synthetischen Pflanzenschutzmitteln), sowie fehlende ökonomische Mittel der Gemeinschaften führen zu Entwaldung, Bodenerosion und geringen landwirtschaftlichen Erträgen. Infolgedessen kommt es zur weiteren Verarmung der Bevölkerung und fortlaufenden Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlage.

 

Zielgruppe des umgesetzten Vorhabens waren 800 Haushalte aus 21 Dörfern. Sie gehören zu über 86% zur indigenen Bevölkerungsgruppe, die entsprechend des Verfassungsauftrages durch „positive Diskriminierung" gefördert wurden. Nach wie vor sind diese Gruppen jedoch am stärksten von Armut und Marginalisierung betroffen.

Maßnahmen: Durch eine Vielzahl sich ergänzender Maßnahmen hat das Projekt die Kleinbauern befähigt, ihre landwirtschaftlichen Aktivitäten zu diversifizieren und durch die Anwendung verbesserter, ökologischer Anbaumethoden ihr Einkommen zu steigern und die natürlichen Produktionsgrundlage nachhaltig zu gestalten. Ziel war es, Nahrungsmittel wie Reis und Gemüse anzubauen, hofeigenen Dünger (Kompost) und Pflanzenschutzmittel (Pheromonfallen, Nutzung von Rinden und Pflanzen) zu erzeugen und Kleintierhaltung zu integrieren (zusätzliches Einkommen und Dünger). Dabei kam der Regenerierung sowie dem Schutz und Erhalt der natürlichen Ressourcen eine besondere Bedeutung zu. Die Zielbevölkerung ist gegenwärtig in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld stark vom Verlust der Bodenfruchtbarkeit und einer abnehmenden agrobiologischen Vielfalt betroffen.

Mit Unterstützung des Projekts war die Einführung von Ressourcenschutzmaßnahmen vorgesehen, um eine nachhaltige Landnutzung zu ermöglichen. Aufbauend auf einem integrierten Ressourcenschutz sah das Projekt zudem die schrittweise Umstellung der Kleinbetriebe auf eine ökologisch ausgerichtete Landwirtschaft vor. Die stark von externen und teuren Mitteln (Agrochemikalien, Saatgut etc.) abhängigen Kleinbauern lernten mit Hilfe des Projektes, den Monokulturanbau zu diversifizieren, organische Bodenverbesserungsmaßnahmen einzuführen und biologische Pflanzenschutzmaßnahmen anzuwenden. Die Anpflanzung traditioneller und widerstandfähige Kulturen sowie die Aufforstung von Fruchtbäumen und Nutzholzarten (Brenn- und Bauholz) tragen nun zur Artenvielfalt bei und verringern den Nutzungsdruck auf die verbliebenen Waldbestände in der Projektregion. Eine Maßnahme zur Bodenverbesserung und Nutzung von Brachland, war die Anpflanzung und Nutzung mit diversen Kulturen, wie Futterpflanzen, Nutzpflanzen (Bohnen) und Bäumen.
Fotos (links): Anpflanzung von Salbäumen, in den ersten Jahren mit „mixed cropping“ hier Bohnen.

 

Auf 9,65 ha Land wurden mit diversen Aufforstungsmaßnahmen begonnen: 3,52 ha Aufforstung von gemeinschaftlich genutztem Land, mit Nutzbäumen, 2,93 ha für Gartenbau, sowie 3,2 ha Aufforstung mit Salbäumen für eine spätere Nutzung als Futter in der Seidenraupenproduktion.

Weitere 10 ha Land sind mittlerweile für eine doppelte Ernte befähigt durch Kleinbewässerungsstrukturen (siehe Foto rechts) wie Kleinst-Teiche, Sickergruben und Brunnen. 10 Kleinst-Teiche wurden bereits fertig gestellt und 31 Haushalte nutzen diese Teiche und werden das Wasser für eine zweite Anbauperiode nutzen können. Außerdem werden die Kleinstteiche auch für Fischzucht genutzt.
Das Projekt beschränkte sich nicht nur auf die Einführung nachhaltigerer Produktionsmethoden, sondern hat außerdem Organisationsentwicklung geleistet, indem es die Kleinbauern in dörfliche Selbsthilfestrukturen in Form von Selbsthilfegruppen und Cluster organisierte und in die Lage versetzte, eigenverantwortlich für ihre Gruppe bzw. Dorfgemeinschaft zu handeln.

Oberziel des Projektes: Armutsbekämpfung und Verbesserung der Lebensbedingungen von sozial und wirtschaftlich benachteiligten Kleinbauernfamilien in 21 Dörfern des Distriktes Purulia, Westbengalens durch die Stärkung der Anpassungsfähigkeit an die Folgen des Klimawandels. Damit wurde ein Beitrag zur Erreichung der Millenniums-entwicklungsziele der Armutsreduzierung, Geschlechtergleichheit und ökologischen Nachhaltigkeit geleistet.